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Artikel aus  Der Standard vom 15. März 2003
 

Vom Ende des Osmanischen Reichs bis heute

1918: Nach dem Zusammenbruch des Osmanischen Reichs gerät dessen arabische Provinz Irak unter britische Herrschaft. 1921 setzen die mit einem Mandat des Völkerbunds ausgestatteten Briten den Haschimitenprinzen Faisal in Bagdad als König ein.

1932: Der Irak wird, als erster arabischer Staat, formell unabhängig und Mitglied des Völkerbundes. Die Briten sichern sich aber, besonders beim Erdöl, eine wirtschaftliche Sonderstellung. 1932 stirbt Faisal, sein Nachfolger Ghazi kommt 1939 um. König wird Faisal II., bei der Thronbesteigung ein vierjähriges Kind. Politisch ist der Irak im Zweiten Weltkrieg in ein probritisches und in ein schwächeres prodeutsches Lager gespalten.

1948: Im Vertrag von Portsmouth wird der dominierende Einfluss der Briten im Irak für weitere zwanzig Jahre festgeschrieben. In Bagdad kommt es dagegen zu einem Aufstand, in den folgenden Jahren wechseln einander zwanzig Regierungen ab.

1958: Putsch des Geheimbunds arabisch-nationalistischer "Freier Offiziere" unter General Abd al-Karim Kassem und Abd as-Salim Arif. Die Königsfamilie und ihr Stab werden umgebracht. Kassem reißt, mit Unterstützung der starken Kommunistischen Partei, die Macht an sich. General Arif, der von der noch kleinen Baath-Partei unterstützt wird, unterliegt. Saddam Hussein beteiligt sich an einem Attentatsversuch auf Kassem und flüchtet nach dessen Fehlschlag verletzt nach Ägypten.

1963: Bei einem Putsch, hinter dem Arif und die panarabisch-sozialistischen Baathisten stehen, wird General Kassem getötet. Tausende Menschen, darunter die Führung der KP, werden ermordet. Listen der KP-Mitglieder sollen den neuen Machthabern von der CIA übermittelt worden sein. Salim Arif verdrängt in der Folge die Baa-thisten wieder aus den Machtpositionen. Als er 1966 bei einem Hubschrauberabsturz stirbt, wird sein Bruder Rahman Arif Präsident.

1968: Im Juli ergreifen die Baathisten die Macht. Präsident des Revolutionsrates wird Ahmad Hassan al-Bakr, Chef eines großen Familienclans in der nördlichen Stadt Tikrit. Ein Verwandter, der damals 31-jähre Saddam Hussein, wird sein Stellvertreter und Verantwortlicher für die innere Sicherheit. Eine mörderische Kampagne gegen Widersacher - Kommunisten, Kurden, abtrünnige Baathisten - beginnt. Im Jänner 1969 werden 17 angebliche Spione, darunter 13 Juden, in Bagdad öffentlich gehenkt.

1972: Die irakische Ölgesellschaft, bis dahin im Eigentum britischer, französischer und amerikanischer Konzerne sowie der Gulbenkian-Stiftung, wird verstaatlicht. Mit der Sowjetunion wird im gleichen Jahr ein Freundschaftsvertrag geschlossen.

1974: Die vier Jahre zuvor begonnenen Autonomieverhandlungen mit den Kurden platzen, zwischen den Kurden und dem Baath-Regime kommt es zu einem blutigen Krieg. Im Jahr darauf macht der Irak dem Schah von Persien im Abkommen von Algier Zugeständnisse über den Grenzverlauf am Schatt-el-Arab, die Kurden verlieren die Unterstützung des Schah.

1978: Der iranische Ayatollah Khomeini, seit 14 Jahren im schiitischen Südirak im Exil, wird des Landes verwiesen. Von Paris aus agitiert er gegen den Schah; im Februar 1979 übernimmt er mit den Mullahs im Iran die Macht.

1979: Saddam Hussein, schon seit Jahren der eigentliche starke Mann des Irak, stellt Al-Bakr unter Hausarrest und wird Präsident.

1980: Am 22.9. marschieren irakische Truppen in der iranischen Provinz Khusistan ein. In den grausamen Auseinandersetzungen, die länger als der Zweite Weltkrieg dauern, werden rund eine Million Menschen getötet. In einem "Krieg im Krieg" versucht Saddam den Widerstand der Kurden zu brechen. Bei einem Giftgasangriff auf Halabja werden im März 1988 Hunderte Menschen getötet. Als nach jahrelangem militärischem Patt die iranischen Islamisten die Oberhand gewinnen, wird Saddam vermehrt vom Westen, vor allem von den USA, unterstützt. Im Juli 1988 schießt ein US-Kreuzer - irrtümlich - einen voll besetzten iranischen Airbus ab. Einen Kriegseintritt der USA fürchtend, stimmt Teheran am 8.8.1988 einem Waffenstillstand zu, Saddam lässt sich in Bagdad als Sieger feiern.

1990: Wirtschaftlich unter den Kriegsfolgen leidend und im Ausland mit 70 Milliarden Dollar verschuldet, versucht der Irak durch Steigerung der Öleinnahmen wieder auf die Beine zu kommen. Saddam beschuldigt das benachbarte Kuwait, durch exzessive Ölförderung den Weltmarktpreis auf 18 Dollar gedrückt zu haben und irakisches Öl aus der umstrittenen Grenzregion zu stehlen. Bei einer Aussprache mit der US-Botschafterin in Bagdad, April Glaspie, sagte diese Saddam, dass Washington zu innerarabischen Grenzkonflikten "keine Meinung" habe. Am 2. August besetzen Saddams Truppen Kuwait, das zur "19. Provinz des Irak" erklärt wird. Im November stellt ihm der UNO-Sicherheitsrat ein am 15. Jänner 1991 ablaufendes Abzugsultimatum. Saddam lässt es verstreichen.

1991: Am 16. Jänner beginnt die von den USA geführte Militäraktion "Desert Storm" zur Befreiung Kuwaits. Am 28. Februar willigt der schwer zerstörte Irak in einen Waffenstillstand ein. Nachfolgende Aufstände der Schiiten im Süden und der Kurden im Norden werden von Saddams Truppen blutig niedergeschlagen, die Westmächte greifen nicht ein. Saddams jüngerer Sohn Uday wird Geheimdienstchef. Der UN-Sicherheitsrat verpflichtet den Irak, bedingungslos alle Massenvernichtungswaffen (biologische, chemische, spaltbares Material) bekannt zu geben und zu zerstören, ebenso Raketen mit mehr als 150 km Reichweite. Als Sanktionen werden dem Irak umfassende Import- und Ölexportverbote auferlegt. Die USA, Großbritannien und Frankreich erlassen außerdem "Flugverbotszonen" im Norden und Süden des Irak.

1996: Der Irak stimmt nach langem Hin und Her dem "Oil for food"-Programm der UNO zu. Nach Berichten, wonach Zehntausende Kinder an Unterernährung starben, gestattete es dem Irak, jährlich Öl im Wert von vier Mrd. Dollar zu exportieren, wobei mit der Hälfte der Erlöse Kriegsreparationen und die Kosten für UN-Inspektionen bezahlt werden.

1998: Saddam kündigt ein Ende der Zusammenarbeit mit den UN-Inspektoren an. US-Präsident Clinton startet die Aktion "Desert Fox"- amerikanische und britische Truppen bombardieren vier Tage lang den Irak.

1999: Der UN-Sicherheitsrat stimmt für die Wiederaufnahme der Inspektionen; im Jahr darauf wird Hans Blix Chefinspektor.

2002: Im September stimmt der Irak der Rückkehr von UN-Inspektoren zu. Am 8. November fordert der Sicherheitsrat in Resolution 1441, unter Androhung "ernster Konsequenzen", erneut die Abrüstung des Irak.

DER STANDARD, Printausgabe, 15./16.3.2003