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Der Bürgerkrieg in Ruanda
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Flagge + Hymne Die Geschichte des Konfliktes

1858 erreichte der erste Europäer John Hanning Speke das Gebiet. Deutsche Forschungsreisende kamen in den achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts nach und gleichzeitig gründeten römisch-katholische Geistliche Missionen. 1899 wurden Ruanda und Burundi an Deutsch-Ostafrika angegliedert. Die einheimischen Herrscher unterhielten gute Beziehungen zu den Deutschen und später zu den Belgiern, die das Land während des 1. Weltkrieges (1914-1918) besetzten. Nach dem Krieg bekam Belgien das Mandat über das Territorium, das nun Ruanda-Urundi genannt wurde. Nach dem 2. Weltkrieg (1939-1945) wurde das Land zum Treuhandgebiet der UN (United Nations: Vereinte Nationen). Während der großen Hungersnot unter den Hutu während des Zweiten Weltkrieges (1943/44) verstärkten sich die Proteste der Hutu gegen ihre politische und soziale Unterdrückung in Ruanda. Die Vormachtstellung der Tutsi und ihr Feudalsystem führten bereits vorher zu schweren Konflikten. 1959 kam es schließ= lich zwischen den Tutsi und den Hutu zu gewalttätigen Ausschreitungen. Der allgemeine Aufstand wurde durch die Ermordung eines Stammesführer ausgelöst. In die 10 Tage dauernden Kämpfe griffen auch 2000 belgische Soldaten ein, die den Aufstand zwar niederschlagen aber den Sturz des Regimes nicht mehr verhindern konnten. Es kam zu grausamen Massakern, die Tausende von Opfern unter der Tutsi- Bevölkerung forderten. Im folgenden Jahr musste der Tutsi-König nach Burundi fliehen. Daraufhin folgten ihm 200 000 Tutsi. Im Januar 1961 kam es zur Gründung einer Republik. In den darauf folgenden Wahlen gewann die Parmehutu-Partei eine große Mehrheit der Sitze in der Nationalversammlung. Die Rückkehr des Königs wurde einstimmig abgelehnt. Entgegen des Beschlusses der UNO wurde auch die Trennung von Burundi vollzogen.
Die Tutsi wollten sich aber damit nicht abfinden. Am 20.Dezember 1963 drangen Zehntausende, von den Flüchtlingslagern in Burundi, Uganda, und Kongo aus in Ruanda ein. Die Armee konnte sie wieder zurücktreiben, aber es kamen bei den Kämpfen zwischen Dezember 1963 und Februar 1964 über 20.000 Tutsi ums Leben. Als Reaktion auf die Tutsi-Invasion wurden alle oppositionellen Gruppen verboten. Die PARMEHUTU versuchte als Einheitspartei, ein neues Staatswesen aufzubauen. Die politische Freiheit brachte aber aufgrund fehlender Infrastruktur noch keine wirtschaftliche Unabhängigkeit. Zudem vermochte die PARMEHUTU es nicht den ethnischen Konflikt zu lindern. Erst nach dem Militärputsch des Generals Juvénal´Habyarimana am 5. Juli 1973 gab es erste Ansätze eines Ausgleichs zwischen den traditionell verfeindeten Stämmen. Seit dem 5.Juli 1975 regierte die neue Einheitspartei MRND die zweite Republik Ruanda. Das Verhältnis zwischen Hutu und Tutsi begann sich ein wenig zu entspannen. Dagegen kam es in Burundi zu blutigen Auseinandersetzen.

Bürgerkrieg 1990:
Am 4. Oktober 1990 drangen etwa 1000 in Uganda lebende Exil-Tutsi in den Norden Ruandas ein. Sie wollten die "unfähige" Regierung Habyarimanas stürzen. Unter dem Anführer der FPR, Fred Rwigyema eroberten sie die Stadt Gabrio. Mit der Unterstützung von 600 belgische, 500 zairischen und 150 französischen Fallschirmjägern konnte die ruandische Armee die Angriffe bei Kigali abwehren. Bereits im Oktober 1990 wurde einem Waffenstillstand zugestimmt. Er kam aber erst nach sechsmonatigen Kämpfen zustande. 1993 kam es trotz der Vereinbarungen zu heftigen Kämpfen zwischen der FPR und der Regierungsarmee nahe vor der Hauptstadt Kigali. Die Lage wurde aufgrund vieler Flüchtlinge und zurückkehrender Vertriebener immer schlechter. Die sozialen Spannungen wuchsen. Im August 1993 wurde erneut ein Waffenstillstandsabkommen zwischen den Konfliktparteien unterzeichnet. In einer Übergangsregierung war auch die Beteiligung der FPR vorgesehen. Doch anhaltende bewaffnete Auseinandersetzungen verhinderten eine Regierungsbildung.

Bürgerkrieg seit 1994:
Am 6. April 1994 wurde ein Flugzeug beim Landeanflug auf die ruandische Hauptstadt Kigali beschossen. An Bord befanden sich auch der ruandische Präsident Habyarimana zusammen mit dem burundischen Präsident Ntaryamira die beim Absturz ums Leben kamen. Nach dem Attentat brach ein schwerer Bürgerkrieg mit verheerenden Folgen aus. Bereits Ende April gab es 200.000 Todesopfer. Nachdem die Truppen der RPF die Hauptstadt Kigali eingenommen hatten, begannen sie mit der Vertreibung der Armee Ruandas und der Hutu-Zivilisten. Bis Mitte Juli flüchteten schätzungsweise 1,2 Millionen Ruander vor den vorrückenden Truppen der RPF über die Grenze nach Zaire und schufen riesige Flüchtlingslager um die Stadt Goma. Vor dem Bürgerkrieg hatte Ruanda über 8,1 Millionen Einwohner; Schätzungen zufolge war bis Anfang August 1994 ein Viertel der Bevölkerung im Krieg ums Leben gekommen oder aus dem Land geflohen. Im Juni 1996 verließen die letzten UN-Soldaten das Land. Am 18. Juli erklärte die FPR den Krieg einseitig für beendet und verteidigte die neue Regierung. Die beiden höchsten Ämter wurden mit Hutus besetzt. Die UNO entsandte 5000 Blauhelmsoldaten nach Ruanda. Im Juni 1996 verließen die letzten UN-Soldaten wieder das Land. 1996/97 kehrten rund 900 000 Flüchtlinge aus der Demokratischen Republik Kongo und aus Tansania nach Ruanda zurück. Das Internationale Tribunal für Kriegsverbrechen in Ruanda (ITCR) kommt bei seiner Arbeit nur zögerlich voran. Unterdessen bereiten sich 40.000 Tutsi-Soldaten in Zaire auf die Rückeroberung vor. Der Jahrhunderte alte Konflikt in Ruanda ist wahrscheinlich noch lange nicht beendet.


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